Töte Mädchen Lügen Nicht.

Donnerstag, August 18

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Vielleicht habe ich mir aber auch gewünscht, dass jemand mit dem Finger auf mich zeigt und fragt: "Spielst du mit dem Gedanken, dich umzubringen, Hannah? Bitte tu das nicht, Hannah! Bitte!"
Doch in Wahrheit war ich die Einzige, die diese Worte ausgesprochen hat. Tief in meinem Inneren habe ich sie an mich selbst gerichtet. 

Als Clay nach der Schule nach Hause kommt findet er ein Päckchen mit 7 Kassetten vor. Er legt die erste in einen alten Kassettenrecorder, drückt auf "Play" - und hört die Stimme von Hannah Baker. Hannah, seine ehemalige Mitschülerin. Hannah, für die er heimlich schwärmte. Hannah, die sich vor zwei Wochen das Leben genommen hat. Mit Hannahs Stimme im Ohr wandert Clay durch die Nacht und was er hört, lässt ihn den Atem stocken. 13 Gründe haben sie zu ihrem Selbstmord geführt, 13 Personen hatten ihren Anteil. Und Clay ist einer davon ...
(Zitate: Seite 171 und Klappentext)

Wie oft schon, habe ich mein Bücherregal angestarrt, in der Hoffnung, dass es mir irgendein Buch präsentiert, das mir in dem Moment am besten gefallen würde. Und wie oft habe ich daraufhin nach Tote Mädchen lügen nicht gegriffen ... schwer zu sagen. In jedem Fall so häufig, dass sich verschiedene Szenen aus dem Roman mir eingeprägt haben, wie der Augenblick, in dem Clay und Hannah sich das letzte Mal begegnen. Wie oft ich es aber gelesen haben mag und wie gut ich die Geschichte auch kenne, nimmt sie mich jedes Mal aufs neue mit und lässt mich dann - ganz plötzlich - zurück. Meist sitze ich eine Weile da und blättere noch einmal durch die Seiten, lese hier und da einen Absatz oder suche eine ganz bestimmte Stelle raus.

Jay Asher zeichnet mit seinem Roman das Portrait einer Schülerin, die auf jede erdenkliche Weise Ablehnung, Verachtung und Hohn von ihren Mitschülern erfährt. Sei es ihr erster Freund, der Lügen über ihren ersten Kuss verbreitet, oder ein Junge, der dafür sorgt, dass sie von vielen nur noch auf ihren Hintern reduziert wird. Was auf den ersten Blick harmlos erscheint und auf das man normalerweise mit einem Schulterzucken reagieren würde, summiert sich mit der Zeit und bricht wie eine Lawine über Hannah herein und treibt sie schlussendlich in den Selbstmord. Bevor sie allerdings diesen letzten Schritt tut, nimmt sie Kasetten auf, auf denen sie den dreizehn Personen, die an ihrer Entscheidung beteiligt sind, noch einmal vor Augen führt, was ihr unüberlegtes Verhalten eigentlich angerichtet hat.

Ein nicht ganz einfaches Thema, vor allem, weil Tote Mädchen lügen nicht ein Jugendbuch ist. Allerdings sind Ashers Charaktere - allen voran natürlich Hannah - durchgehend authentisch. Nie hatte ich das Gefühl, dass die Reaktionen oder Verhaltensweisen der Figuren überzogen oder zu dramatisch geraten sind - bis zu einem gewissen Punkt konnte ich Hannahs Entscheidung sogar nachvollziehen. Während des gesamten Buches habe ich mich immer wieder gefragt, wie Asher es geschafft hat, die Schüler und die Highschool so realistisch darzustellen - etwas, an dem die meisten Autoren scheitern.

Das ganze Buch über sind parallel Clays Gedanken und Aktionen neben Hannahs Worten zu lesen, wobei letztere in kursiver Schrift gedruckt sind, um sie vom Rest abzuheben. Immer wieder deutet Hannah Dinge an, die Clay dann vervollständigt, weil er von den Geschehnissen gehört hat oder selbst dabei gewesen ist. So schließen sich einige Lücken, auch wenn am Schluss immer noch einige Fragen offen bleiben. Das ist allerdings nicht schlechtes - es bringt mich jedes Mal aufs neue dazu, mir zu überlegen, was noch gewesen sein kann oder hätte sein können. Überhaupt schweifen meine Gedanken nach Beendigung von Tote Mädchen lügen nicht oft zurück und ich frage mich immer, was passiert wäre, wenn irgendwelche Dinge anders oder gar nicht passiert wären. Eine Thematik, die wohl jeden beschäftigt, der einen Fall wie den Hannahs kennt - was hätte man selbst machen können, um ihn/sie von diesem Schritt abzuhalten?

Tote Mädchen lügen nicht ist ein Buch, das mich jedes Mal aufs neue emotional völlig aus dem Konzept bringt. Diese Atmosphäre ist so dicht, die Emotionen von Clay und Hannah so sehr nachzuempfinden und Hannahs Selbstmord so traurig, dass dieser Epilog, der ein winziges bisschen Hoffnung schenkt jedes Mal eine Erlösung zu sein scheint. Trotzdem läuft mir jedes Mal bei der letzten Szene auf dem Gerüst eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. Neun Triads.

2 Heart(s):

Jacky hat gesagt…

Ich liebe das Buch *-*
Toller post :) xx

Cindy hat gesagt…

danke dir :)
das Schnittmuster ist aus einem Tilda Buch

http://marmeladenglas-momente.blogspot.com/

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