Wald Der Tausend Augen.

Dienstag, Juni 26

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Ich starre wieder den Zaun an. Beobachte, wie das Licht den Himmel hinuntergleitet und wirre Schattenmuster auf den Boden vor meinen Füßen wirft. Ich kneife die Augen zusammen und meine Umgebung verschwimmt. Wenn ich das mache, existiert der Zaun nicht mehr. Es ist, als gehörten wir alle zu einer Welt.

Ein Dorf mitten im Wald, umgeben von einem hohen Zaun - hier lebt Mary nach den strengen Regeln der Schwesternschaft, die die kleine Gemeinschaft von jeher führen und schützen. Doch es kommt der Tag, da fühlt sich Mary von diesen Regeln verraten. Sie findet Dinge heraus, die sie nie wissen wollte. Über die Schwestern und ihre Geheimnisse, über die Wächter und ihre Macht. Aber erst als der Zaun durchbrochen und das Dorf überrannt wird, erkennt Mary die schlimmste Wahrheit von allen - wie unbarmherzig die Ungeweihten wirklich sind. Jetzt muss sie sich entscheiden. Zwischen ihrer Angst und ihrem Traum von einer anderen Zukunft, zwischen dem Mann, dem sie versprochen ist, und dem einen, den sie liebt.

(Zitate: Seite 24 und Klappentext | Cover: goodreads.com)

Mit seinem außergewöhnlichem und vielversprechendem Inhalt ist The Forest direkt auf meiner Wunschliste gelandet, als ich es in der Bücherei in den Händen hielt. Schlussendlich bin ich allerdings mehr als froh, es mir nicht gekauft zu haben. Denn obwohl diese Dystopie ein völlig neues Endzeit-Szenario beschreibt, das ich als überaus faszinierend empfand, gelingt es der Autorin doch nicht, dies alles authentisch zu gestalten.

Dabei ist die Grundidee der Geschichte wirklich gut - eine Welt, in der sich eine Krankheit ausgebreitet hat, die alle Infizierten zu Zombies werden lässt, deren einziger Lebensinhalt aus dem Verzehr von Menschenfleisch besteht. Die so genannte Schwesternschaft - ein religiöse Gruppierung -, die daraufhin ein Dorf gründeten, das niemand je betritt oder verlässt, obwohl es eingezäunte Pfade gibt, die zu unbekannten Orten führen. Und dann ist da natürlich die Protagonistin, Mary, die dem ganzen nach der Infizierung ihrer beiden Eltern nicht mehr viel abgewinnen kann und versucht, die Wahrheit über die alten Geschichten ihrer Mutter vor der Zeit der Ungeweihten herauszufinden.

Die Charaktere, allen voran Mary selbst, wirken unausgereift und eindimensional. Der eine oder andere Stereotyp ist außerdem zu finden. Sie alle handeln vorhersehbar, sprechen unglaublich melodramatisch und sind, um es kurz zu machen, einfach nur langweilig. Szenen, die eigentlich spannend sein könnten, werden von Marys schlecht konstruierten Gedanken und Taten zerstört, sodass mir nach kurzer Zeit jegliches Interesse am weiterlesen verloren gegangen ist.

Vor allem dauert es knapp 160 Seiten, bis überhaupt irgendetwas passiert - nämlich bis zu der Szene, in der die Ungeweihten das Dorf dem Erdboden gleich machen. Trotzdem konnte auch hier keine wirkliche Spannung aufkommen - Mary flieht mit einigen wenigen Dörflern auf einen der Pfade und versucht dann, ein Dorf zu finden, aus dem ein Mädchen gekommen ist, das wenige Wochen vorher durch eines der Tore das Dorf betrat - was von den Schwestern geheim gehalten und von Mary nur zufällig beobachtet worden ist. Hin und her gerissen zwischen den Brüdern Harry und Travis hat sie außerdem Probleme damit, klare Gedanken zu fassen, von dem Streit, der deswegen mit ihrer ehemals besten Freundin Cass entsteht, einmal ganz zu schweigen. 

Irgendwann war es soweit, dass die Charaktere mich nur noch genervt haben, Marys ewiges hin und her überflüssig wurde und auch die anderen Konflikte nichts interessantes mehr zu bieten hatten. Schlussendlich ist es leider so gekommen, dass die eigentlich Thematik des abgeschotteten Dorfes in den Hintergrund gerückt wurde, was ich sehr schade finde. Gerne hätte ich mehr über die Entstehung und Vergangenheit des Dorfes und vor allem der Ungeweihten gelesen. Hier geschieht allerdings wenig bis überhaupt nichts - auch am Ende tappt man als Leser eher im Dunkeln. 

Obwohl ich die Schlussszene - als eine der wenigen - wirklich gelungen finde, war The Forest insgesamt eher schwach. Der zweite Teil, der bisher nicht auf Deutsch erschienen ist, wird daher wahrscheinlich nicht in meinem Regal landen. Einzig die Idee und die Atmosphäre konnten mich überzeugen, weswegen es leider nur vier Triads werden. 


2 Heart(s):

Egoliquida hat gesagt…

Oh mann, davon lass ich wohl meine Finger. 16o Seiten, in denen nichts passiert? Kann ich mir irgendwie schlecht vorstellen.

Anonym hat gesagt…

Hallo :)

Ich habe gerade deinen Blog entdeckt und bin auch sofort Leser geworden :)

Ich würde mich riesig freuen, wenn du auch einmal auf meinem Blog vorbeischauen würdest & vielleicht sogar Leser werden würdest :D

Liebe Grüße
Maura
http://emotional-life-of-books.blogspot.de/

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