The Girl Who Loved Tom Gordon.

Mittwoch, Juli 4

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Dass sie in Panik verfiel, geschah nicht so plötzlich wie zuvor, als sie die Schlange berührte, hatte sondern auf unheimliche schleichende Weise. Es war ein Rückzug aus der Welt, ein Ignorieren von Sinneseindrücken. Sie ging schneller, ohne aufzupassen, wohin sie trat; rief um Hilfe, ohne ihre eigene Stimme zu hören; horchte mit Ohren, die vielleicht nicht einmal einen Antwortruf gehört hätte, der hinter dem nächsten Baum hervorgekommen wäre. Und als sie zu rennen begann, tat sie das, ohne es wahrzunehmen.

Um zehn Uhr sitzt Trisha auf dem Rücksitz des Wagens ihrer Mutter. Um halb elf hat sie sich im Wald verirrt. Um elf versucht sie, sich nicht zu fürchten, Versucht, nicht zu denken: Es ist schlimm, es ist sehr schlimm. Versucht, nicht daran zu denken, dass manchmal Leute, die sich im Wald verirren, ernsthaft verletzt werden. Oder niemals wieder zurückkehren. Doch noch hat niemand bemerkt, dass sie vom Weg abgekommen ist und sie irrt alleine durch den Wald, mit nicht viel mehr, als einer Baseballkappe und einem kleinen Radio im Gepäck.

(Zitate: Seite 50 und Klappentext | Cover: goodreads.com)

Nach ewigen Monaten, in denen ich nichts vom King of Horror gelesen habe, wollte ich mich wieder einmal durch seine Werke lesen und das ganze mit einem seiner harmlosen Romane beginnen. Das Mädchen ist nun wirklich weniger Horror, als viel mehr unter dem Genre Spannung einzuordnen, obwohl mir auch das als eher fehlerhafte Bezeichnung erscheint.

Als Leser bekommt man von Anfang an mit, wie sehr Trisha unter dem schlechten Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihrem Bruder leidet. Die Beiden streiten sich, ohne auch nur einen Blick an Trisha zu verschwenden - was schlussendlich zu ihrer trotzigen Entscheidung führt, die vorgeschriebenen Wege zu verlassen, um sich zu erleichtern. Zu dieser eher schlechten Beziehung mit ihrer Familie kommt sie immer wieder zurück, als sie draußen im Wald darüber nachdenkt, ob ihr Fehlen mitlerweile bemerkt wurde - was erschreckenderweise erst Stunden später der Fall ist.

Von Anfang an gelingt es Stephen King eine gewisse Atmosphäre zu erschaffen, die einen praktisch dazu zwingt, an den Seiten kleben zu bleiben. Das einem dabei hin und wieder ein eiskalter Schauer über den Rücken läuft, muss, glaube ich, nicht erwähnt werden. Schon zu Beginn ist klar, das mit diesem Wald irgendetwas nicht stimmt, ob das aber nur Halluzinationen Trishas oder wirkliche Begebenheiten sind, bleibt für's erste dem Leser überlassen.

King's undramatischer und ungeschönter Stil, trägt dazu bei, das ich ich mir als Leser des Öfteren vorkam wie Trisha selbst - völlig panisch und nicht wissend, was zu tun ist und wohin zu laufen - bis ich realisiert habe, das ich eigentlich nichts weiter tun muss, als das Buch zuzuklappen um wieder "in Sicherheit" zu sein; so sehr hat mich Das Mädchen in seinen Bann gezogen.

Gut durchdacht waren meiner Meinung nach außerdem die kurzen Einschübe, die knapp erläutern, was gerade bei Trisha's Eltern passiert und wo die Suchtrupps sie vermuten - was mit der Zeit beunruhigend weit weg von Trishas tatsächlichem Aufenthaltsort ist. Auch das trug dazu bei, das ich immer tiefer in den Sog des Buches eingetaucht bin.

Allerdings hatte ich als als totaler Baseball-Laie keine Ahnung, von was King seine Charaktere die ganze Zeit über reden lässt. Weder die Regeln, noch die verschiedenen Teams oder Meisterschaften waren mir bekannt und da anscheinend von vorhandenem Hintergrundwissen ausgegangen wurde, waren auch keine Erklärungen zu diesem Thema zu finden. Etwas, das ich als sehr schade empfand, da es zum Teil über viele Seiten nur um ein einziges Match geht und von Trishas Liebe zu diesem Sport. Alles in allem ist das natürlich keine schlechte Idee gewesen - auch der Kapitelaufbau nach den verschiedenen Durchgängen war passend gewählt! -, allerdings hat es mich hin und wieder die Lust gekostet, Trisha weiter durch den Wald zu begleiten.

Wenn auch nicht mit seinen anderen Werken zu vergleichen, so ist Das Mädchen, doch alles andere als schlecht - sehr fesselnd, allerdings mit einigen Lücken in den Erklärungen kommt es daher und macht direkt Lust, weitere Werke des King of Horror zu verschlingen. Sieben Triads.

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