In Eisige Höhen.

Dienstag, Juli 10

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Alles in allem brachen um Mitternacht dreiunddreißig Bergsteiger Richtung Gipfel auf. Obwohl wir den Sattel als Mitglieder dreier verschiedener Expeditionen verließen, hatten unsere Schicksalsfäden bereits begonnen sich ineinander zu verweben - und mit jedem weiteren Meter, den wir nach oben stiegen, zurrten sie sich fester und fester.

Im Frühjahr 1996 nahm Jon Krakauer an einer Mount-Everest-Expedition teil, um über die dramatischen Auswüchse des kommerziellen Bergsteigens zu berichten. Diese Expedition endete selbst in der schlimmsten Katastrophe, die sich je auf dem "Dach der Welt" ereignete und bei der zwölf Menschen ums Leben kamen.

(Zitate: Seite 216 und Klappentext | Cover: goodreads.com)

1953 zuerst von Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay bestiegen, übt der Mount Everest als "dritter Pol" oder "Mutter des Universums" betitelt eine starke Anziehungskraft auf Bergsteiger jeglicher Stufe aus. Auch Jon Krakauer, der als Kind einen Fernsehbericht über den Everest gesehen und lange Zeit vom so genannten "Everest-Fieber" gepackt worden war, konnte sich dem nicht entziehen und machte sich 1996 auf den Weg zum Gipfel. Als Journalist für das Magazin Outside engagiert, nahm er an der kommerziellen Expedition von Rob Hall teil, einem der renomiertesten und bekanntesten Bergsteiger seiner Zeit.

Es ist bei weitem nicht das erste Mal gewesen, dass ich In eisigen Höhen gelesen habe. Schon oft habe ich Jon Krakauer, Rob Hall und all die anderen dabei begleitet, wie sie sich von zu Hause los machen, sich vom Basislager mit vielen Akklimatisierungstrips langsam nach oben arbeiten und schließlich den Anstieg zur Spitze wagen, wo schließlich alles schief geht. Diesmal hat es allerdings besonders lange gedauert, bis die Spitze des Berges erreicht war - vom Abstieg ganz zu schweigen. Ich konnte es nicht ertragen, von den fröhlich lachenden und sich durch die kalten Winde kämpfenden Bergsteigern zu lesen, in dem Wissen, dass es nur noch Wochen dauert bis sie eingefroren die Hänge des Everest zieren.

Zuallererst wird der unerfahrene Leser in die Geschichte und Grundlagen des professionellen Bergsteigens eingeführt. Seien es die ersten Besteigungen großer Berge, wichtige historische Ereignisse und die Veränderung des Sportes im Laufe der Jahrzehnte. Was sich, wie der langweilige Inhalt einer Geschichtsstunde in der Schule anhört, wird von Krakauer aber so interessant erzählt, dass man selbst Lust bekommt, den nächstbesten Berg zu erklimmen.

Jedes Kapitel beginnt mit einer Orts- und Höhenangabe, die zeigt, auf welchem Punkt des Everest die folgenden Szenen stattfinden. Darauf folgt ein Zitat, das in irgendeiner Form mit Bergsteigen und in den meisten Fällen auch mit dem Everest zu tun hat. Diese Zitate sind so gut gewählt, dass sie meistens perfekt zu dem Inhalt des Kapitels passen und noch einmal dessen Aussage unterstreichen.

Noch während Krakauer grundlegende Hintergrundinformationen über das Bergsteigen erläutert, berichtet er gleichzeitig vom Beginn der Reise und dem Aufbruch zum Basislager, zu Füßen des Everest. Hierbei sind die Emotionen, die sowohl Krakauer als auch die anderen Expeditionsteilnehmer damals erfunden haben, wundervoll nachzuempfinden und verleiten erneut dazu, selbst losklettern zu wollen.

Allerdings ist dies kein Bericht, von einem minder anstrengenden Gekraxele auf einen durchschnittlichen Berg, mit fröhlichen Kletterern, die noch am selben Abend wieder zu Hause in ihren eigenen Betten liegen - dies ist viel eher ein Bericht, wie sich eine Katastrophe anbahnt, ohne das auch nur einer der Teilnehmer irgendetwas davon ahnt. Die Fehler, die sowohl die Bergführer als auch die Kunden und Sherpas machen, werden von Krakauer analysiert und erklärt. Als unbeteiligter Leser habe ich mich an vielen Stellen gefragt, wie es passieren konnte, dass so offensichtliche und schwerwiegende Dinge falsch gemacht worden sind, aber auch hier erläutert Krakauer, welche Faktoren schlussendlich zu dem Tod von zwölf Menschen geführt haben. (SPOILER! Wobei ich gerade die ausführliche Szene über Rob Halls Ableben mit als am schwersten zu lesen empfinde, weil es einfach nur schrecklich ist. SPOILER ENDE!)

In eisigen Höhen ist ein mitreißender und schockierender Bericht, von den Geschehnissen 1996 am Mount Everest, die mich jedes mal noch ein bisschen länger beschäftigen. Alles andere als leicht zu verstehen - und zu "verdauen" - ist es trotzdem ein Buch, das ich immer wieder lesen kann, ohne es ermüdent zu finden. Acht Triads hierfür.

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