Ein Leben beginnt gewöhnlich mit der Geburt - meins nicht. Zumindest weiß ich nicht, wie ich ins Leben gekommen bin. Ich könnte - rein theoretisch - aus dem Schaum einer Welle geboren oder in einer Muschel gewachsen sein, wie eine Perle. Vielleicht bin ich auch vom Himmel gefallen, in einer Sternschnuppe.
(Zitat: Seite 15 | Cover: goodreads.com)
An diesem Punkt befindet sich normalerweise eine Inhaltsangabe, allerdings entzieht sich Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär jeglichem Versuch, es in einem Absatz kurz zusammen zu fassen. Oder doch - ein Satz könnte an dieser Stelle angebracht sein: Moers Roman handelt von einem Blaubären, der zurückblickend die erste Hälfte seiner 27 abenteuerreichen Leben erzählt. Jedes genauere Detail würde den, der das Buch nicht gelesen hat nur verwirren oder in seitenlangen Ausführungen über die Abenteuer des Protagonisten enden.
In einem meiner ersten Posts hatte ich schon einmal angedeutet, wie sehr ich die Werke von Walter Moers verehre - und nun bin ich endlich einmal dazu gekommen, den 700-seitigen Einstieg seiner Zamonien-Reihe zu lesen. Ich bin froh, dass dies nicht das erste Buch war, dass ich von Moers gelesen habe, ansonsten hätte ich schon nach knappen hundert Seiten den Entschluss gefasst, nie wieder nach einem seiner Werke zu greifen. Diese Fülle an Informationen und schrägem Humor sind bestimmt völlig irritierend, wenn man nicht darauf vorbereitet ist. Deswegen würde ich jedem davon abraten, mit diesem Buch in die Zamonien-Reihe einzusteigen.
Die Meinungen über dieses Buch sind recht gespalten - die einen sind begeistert und die anderen sehen darin nichts anderes als eine ewige Abfolge von "ich tat dies, begegnete diesem Wesen, dann tat ich das und traf dieses Ding". Diese Vorwürfe sind nicht unberechtigt, allerdings ist es meiner Meinung nach zu einfach, die Inhalte des Buches darauf zu reduzieren, denn obwohl die Handlung nicht wirklich mit herausragenden Geschehnissen heraussticht, sind es gerade die verrückten Figuren, Orte und Legenden, die, die Geschichte ausmachen.
Während der Lektüre habe ich mich immer wieder gefragt, wie jemand auf so skurrile Dinge wie Tratschwellen kommen kann, die Schiffsbrüchige in einer Flaute auf dem offenen Meer aufsuchen und sie so lange zutexten, bis sie sich freiwillig ertränken. Oder Wissensbröckchen, die beim primitiven Verhalten ihrer "Besitzer" kollektiven Selbstmord begehen. Oder die Intelligenz als übertragbare Krankheit - ich meine, um auf so etwas zu kommen, muss man doch einen leichten Dachschaden haben, findet ihr nicht? Von solchen sehr humorvollen und teilweise satirischen Details ist das Buch bis oben hin vollgestopft.
Leider gibt es einige Stellen - wie die knapp 30-seitige Aufzählung und nähere Erläuterung der am meisten verbreiteten Lebewesen in Atlantis -, die sich so in die Länge ziehen, dass ich mit dem Gedanken gespielt habe, dass Buch einfach zuzuklappen. Die erwähnte Stelle ist dabei die mit Abstand dreisteste, bei der ich irgendwann begonnen habe, die Zeilen nur noch zu überfliegen. Hierbei hätte der Lektor auch gut und gerne einige Seiten herauskürzen können - ewige Aufzählungen ersticken auf Dauer jeglichen Spaß am lesen. Zum Glück ist es aber noch auszuhalten gewesen und zieht sich nicht, wie in seinem neuesten Roman, bis ans Ende.
Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär ist ein sehr unterhaltsames und fantasiereiches Buch, das an einigen Stellen an Michael Endes unendliche Geschichte erinnert. Dank vieler schräger und abstruser Wesenheiten und Orte macht es sehr viel Spaß, dem Blaubären durch seine Leben zu folgen. Allerdings zieht sich die Geschichte an einigen Stellen, was sich bei 700 Seiten wohl schwer vermeiden lässt, weswegen ich "nur" sieben Triads vergebe.
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