Erebos.

Samstag, Juni 9

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Nick nutzte den Stimmungsumschwung seines Freundes für eine letzte Frage. "Ist dir das Spiel eigentlich schon einmal abgestürzt?"
Nun lachte Colin. "Abgestürzt? Nein. Aber ich weiß, was du meinst." Er senkte die Stimme, als befürchtete er, jemand könnte mithören. "Manchmal ... will es einfach nicht. Es wartet. Es prüft dich. Weißt du was, Nick? Manchmal glaube ich es lebt."

In einer Londoner Schule wird ein Computerspiel herumgereicht - Erebos. Wer es spielt, kommt nicht mehr davon los. Dabei sind die Spielregeln äußerst streng: Jeder hat nur eine Chance, Erebos zu spielen. Er darf mit niemandem darüber reden und muss immer alleine spielen. Und wer gegen die Regeln verstößt oder die Aufgaben nicht erfüllt, fliegt raus und kann das Spiel auch nicht mehr starten. Erebos lässt Fiktion und Wirklichkeit auf irritierende Weise verschwimmen: Die Aufgaben, die das Spiel stellt, müssen in der realen Welt ausgeführt werden. Auch Nick ist süchtig nach Erebos - bis das Spiel ihm befiehlt, einen Menschen umzubringen ...

(Zitate: Seite 89 und Klappentext | Cover: goodreads.com)

Nachdem mir Saeculum ziemlich gut gefallen hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis ich auch zu Poznanskis erstem Roman greifen würde. Allerdings hat es mehrere Anläufe gedauert, bis ich es über das erste Kapitel hinausgeschafft habe, nachdem dies aber der Fall war, konnte ich mich von den Seiten gar nicht mehr lösen. Oftmals habe ich über 100 Seiten am Stück gelesen und nur pausiert, wenn es unvermeidlich war. Die Autorin schafft es mit ihrem einfachen, aber sehr atmosphärischen Stil, von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln.

Nick, ein ganz normaler Schüler, ist den Geschehnissen an seiner Schule zuerst skeptisch gegenüber eingestellt. Schüler sehen völlig übermüdet aus, sind in sich gekehrt oder fehlen ganz - und das alles wegen Erebos. Schließlich wird er aber von der Neugier gepackt und beginnt selbst dieses ominöse Spiel zu spielen. Als Leser ist man praktisch dabei, wie Nick nach und nach die Welt von Erebos erkundet und immer tiefer in den Sog des Spieles eintaucht. Etwas, das sich direkt auf mich übertragen hat - ich war wie gefesselt von den Dingen, die sich in und um Erebos abgespielt haben und wollte immer mehr darüber lesen, so wie Nick immer weiter spielen wollte. Etwas, dass mich ein bisschen an die kurzen Kapitel aus Crank und den Gedanken dahinter erinnert hat.

Auch in Saeculum verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, etwas, dass der Autorin in beiden Romanen meisterhaft gelingt. Die scheinbar sinnlosen Aufträge, die Nick im realen London ausführen muss, führen dazu, dass Erebos auch abseits des Computers einen Teil seines Lebens einnimmt und auch mich immer tiefer in das Geschehen hineingezogen hat. Nach kurzer Zeit ist Nick so von diesem Spiel gefesselt, dass sogar die Perpektive wechselt, aus der die Geschehnisse beschrieben werden. Nicht mehr Nick, sondern Sarius - Nick's Dunkelelf in dem Spiel - erlebt seine Abenteuer in Erebos und scheint zu einer wirklichen Figur zu werden, die Emotionen und kluges Denken aufzuweisen scheint.

Der Bote, der in dem Spiel eine elementare Rolle spielt, hat mich jedes mal ziemlich beunruhigt zurück gelassen, wenn er einen seiner kleinen Auftritte hatte. Alleine die Beschreibung seiner gelben Augen ist schon unangenehm, aber seine scheinbare Allwissenheit empfand ich als absolut beängstigend. Er taucht meist auf, wenn eine Schlacht geschlagen ist, um die Kämpfer zu belohnen oder die schwer verletzten zu retten. Er ist es, der die Aufgaben stellt, die in der Realität ausgeführt werden müssen, um einen Level aufzusteigen. Diese gruselige, ziemlich undurchschaubare Figur hat Poznanski meiner Meinung nach perfekt aus- und eingearbeitet, denn der Bote macht einen gewissen Teil der Spannung von Erebos aus.

Zu guter letzt wäre da natürlich noch das Ende. An vielen Stellen als einziges Manko des Romans genannt fand ich gerade diesen Teil genial! Es behandelt ein Thema, das mich sowieso fasziniert und das meiner Meinung nach viel zu selten - und wenn dann völlig schwachsinnig - in Büchern behandelt wird. In Erebos stellt es allerdings die einzige plausible Lösung da, auch wenn es einigen Leuten nicht gefallenn dürfte. Kurzgesagt lässt sich nur sagen, dass der der Satz aus dem Werbefilm ("Ein Buch, das genauso süchtig macht, wie das Spiel, das es beschreibt") voll und ganz zutrifft. Neun Triads dafür!

2 Heart(s):

Christine hat gesagt…

JAAAA! Eines meiner absoluten Lieblingsbücher und du mochtest es. Das freut mich. Sehr.

Christine hat gesagt…

JAAAA! Eines meiner absoluten Lieblingsbücher und du mochtest es. Das freut mich. Sehr.

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